Morbus Bechterew - Symptome, Ursachen, Begleiterkrankungen

Frau mit Morbus Bechterew hält sich den Schmerzenden unteren Rücken, Symbolbild Morbus Bechterew

Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um rein informativen Inhalt. Die Informationen ersetzen zu keinem Zeitpunkt eine ärztliche Behandlung und Beratung. Entscheidungen bzgl. Medikation und Therapie müssen unbedingt ärztlich abgesprochen werden.

Morbus Bechterew, medizinisch korrekt eigentlich axiale Spondyloarthritis (axSpa) genannt, ist eine chronische entzündlich-rheumatische Erkrankung der gesamten Wirbelsäule und der Kreuzdarmbeingelenke. Sie gehört zu den am häufigsten vorkommenden Krankheiten aus der Gruppe entzündlicher-rheumatischer Erkrankungen - Rheuma. In diesem Artikel ordnen wir die verschiedenen Bezeichnungen für den Morbus Bechterew begrifflich ein, beleuchten Symptome, typische Krankheitsmerkmale, Ursachen und Begleiterkrankungen. Informationen zu Behandlung des Morbus Bechterew haben wir in einem anderen Artikel zusammengefasst.

Begriffliche Einordnung des Morbus Bechterew

Die verschiedenen Begriffe rund um den Morbus Bechterew sorgen oft für Verwirrung. Daher hier vorab eine Einordnung.

Nicht Röntgenologische vs Röntgenologische Form des Morbus Bechterew (nr-AxSpA vs. r-AxSpA)

Der medizinisch korrekte Begriff für den Morbus Bechterew ist eigentlich Axiale Spondyloarthritis. Diese zeigt sich in zwei Hauptformen: die nicht-röntgenologische (Früh- und leichtere Form; nr-AxSpA) und die röntgenologische Variante (r-AxSpA). Fortgeschrittene Stadien verursachen sichtbare Schäden an Wirbeln und Gelenken im Röntgenbild, während frühere Stadien Symptome aufweisen, aber keine strukturellen Schäden verursachen. "Morbus Bechterew" ist ein Synonym für die röntgenologische Form, auch bekannt als "Ankylosierende Spondylitis". Dies beschreibt die fortschreitende Versteifung der Wirbel durch chronische Entzündungen. Da beide Formen der Erkrankung als Morbus Bechterew bezeichnet werden, wird dieser Begriff im weiteren Verlauf des Artikels verwendet.

Morbus Bechterew: Die häufigste Form der Spondyloarthritiden

Ein weiterer Fakt, der oft für Verwirrung sorgt. Zusammen mit anderen Formen von Arthritis (entzündlich-rheumatische Gelenkerkrankungen) welche mit dem Erbfaktor HLA-B27 assoziiert sein können, wird der Morbus Bechterew zur Gruppe der Spondyloarthritiden gezählt. Spondyloarthritis ist also nicht gleichgesetzt mit Morbus Bechterew bzw. der Axialen Spondyloarthritis. Der Zusatz Axial trifft eine Aussage darüber, dass insbesondere die Wirbelsäule betroffen ist.

Symptome bei Morbus Bechterew

Der Morbus Bechterew macht sich in seiner frühen Phase durch folgende Symptome bemerkbar:

Nächtliche Rückenschmerzen

Insbesondere in der zweiten Nachthälfte und in den frühen Morgenstunden verspüren Betroffene oft Schmerzen, die tief im unteren Teil der Wirbelsäule sitzen. Die Schmerzen sind häufig so stark, dass Betroffene nicht mehr liegen bleiben können.

Morgensteifigkeit

Wie der Name bereits vermuten lässt, tritt eine Morgensteifigkeit für gewöhnlich in den frühen Morgenstunden auf und hält für längere Zeit (> 45 Minuten) an. Bei Morbus Bechterew ist meist die Wirbelsäule betroffen. Im Laufe des Tages nehmen die Beschwerden in der Regel ab, können aber nach längeren Ruhephasen erneut kurzzeitig auftauchen.

Besserung durch Bewegung

Im Gegensatz zu anderen Formen des Rückenschmerzes ist es bei Morbus Bechterew typisch, dass Beschwerden durch einfache Bewegungen, Dehnübungen und leichte Gymnastik nachlassen.

Ausstrahlende Rückenschmerzen

Ein weiteres, häufiges Symptom ist, dass die Rückenschmerzen im Lendenwirbel- und Gesäßbereich in die Beine ausstrahlen können. Es kann also zu Schmerzen in den hinteren Oberschenkeln kommen. Auch diese Schmerzen können durch Bewegung der Wirbelsäule verbessert werden. 

Schmerzen durch Erschütterungen

Ebenso typisch sind Entzündungsschmerzen, die durch Erschütterungen - wie etwa Niesen, Husten oder Autofahrten über holprige Untergründe - verursacht werden können. 

Müdigkeit und Erschöpfung

Die schmerzbedingte Störung der Nachtruhe hat bei vielen Betroffenen zur Folge, dass sie unkonzentriert, müde und erschöpft in den Tag starten. Darüber hinaus können die entzündlichen Prozesse im Körper zur sogenannten Fatigue, also einer bleiernen Erschöpfung führen.

Auftreten in Schüben

Der Morbus Bechterew tritt in Schüben auf, was generell typisch bei rheumatischen Erkrankungen ist. Konkret bedeutet dies, dass sich Phasen mit niedriger Krankheitsaktivität mit Phasen mit stärkeren Beschwerden abwechseln.

Verbreitung des Morbus Bechterew in der Bevölkerung

Verteilung nach Geschlecht

Der Morbus Bechterew als Ganzes betrachtet betrifft etwa doppelt so viele Männer wie Frauen. Das entspricht einer Verteilung von 67% männlicher und 33% weiblicher, erkrankter Personen. Allerdings ist die Verteilung bei der Unterform nicht-röntgenologischer axSpA 1:1- also genauso viel erkrankte Männer wie Frauen. Der Unterschied ist dafür bei der röntgenologischen axSpA (Morbus Bechterew im eigentlichen Sinne) umso größer: ⅔ der Betroffenen sind männlich, nur ⅓ weiblich. Insgesamt kann man daher sagen, dass mehr Frauen von der nr-axSpA betroffen sind, wobei der Anteil Männer dagegen bei der r-axSpA größer ist.

Alter bei Krankheitsbeginn

Die Erkrankung beginnt in der Regel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, wobei sich erste Symptome häufig schon vor dem eigentlichen Krankheitsausbruch bemerkbar machen, was eine genaue Zuordnung oftmals erschwert. Unter anderem deswegen dauert es auch regelhaft mehrere Jahre, bis die Diagnose gestellt wird. 

Anzahl Betroffener

Alleine in Deutschland sind ca. 550.000 Menschen von Morbus Bechterew betroffen, wobei die Zahl in Wahrheit etwas größer sein könnte. Man geht davon aus, dass aufgrund der schwierigen Diagnosestellung und verschiedener Krankheitsverläufe viele Fälle unentdeckt bleiben. Leider werden daher beispielsweise Rückenschmerzen als Frühsymptom nicht erkannt und “unspezifischer Rückenschmerz” (als keiner Erkrankung zugeordnet) behandelt.

Ursachen des Morbus Bechterew

Leider weiß man bis heute nicht genau, was genau den Morbus Bechterew verursacht. Dasselbe gilt für den Großteil der anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie beispielsweise rheumatoide Arthritis oder Psoriasis Arthritis. Es gibt jedoch einige Erkenntnisse und Vermutungen zu möglichen Faktoren und Krankheitsprozessen im Körper, die wir uns einmal genauer anschauen wollen.

Chronisch krank durch eine Autoimmunreaktion

Nach dem derzeitigen Stand der Forschung handelt es sich beim Morbus Bechterew in seinen verschiedenen Formen und ihren Untergruppen um Autoimmunerkrankungen. Das bedeutet, dass der Körper aufgrund einer Fehlfunktion des Immunsystems körpereigene Strukturen - wie etwa die Bereiche der Wirbelsäule und des Beckens - attackiert, was zu chronischen Entzündungen führt. Das bedeutet auch, dass der Erkrankung - anders als bei anderen Rücken- oder Gelenkleiden- kein äußerer Einfluss (wie etwa ein Unfall) zugrunde liegt.

Genetische Veranlagung - Fokus auf HLA B27

Da häufig mehrere Mitglieder einer Familie erkranken, vermutet die Wissenschaft eine genetische Veranlagung für den Ausbruch des Morbus Bechterew- und somit eine mögliche Vererbbarkeit der Erkrankung. Wichtig ist hier zu wissen, dass nur die Veranlagung, jedoch nicht die Erkrankung selbst vererbbar zu sein scheint. Beispielsweise lässt sich bei etwa 90% aller Betroffenen ein spezielles Protein namens HLA-B27 nachweisen, welches mit der Erkrankung in Verbindung gebracht wird. Träger dieses Zellbausteins oder Verwandte von Patientinnen und Patienten mit Morbus Bechterew erkranken jedoch nicht zwangsläufig.

Infekte als mögliche Auslöser

Die erbliche Veranlagung allein reicht -nach aktuellem Stand der Forschung- für einen Krankheitsausbruch nicht aus: Zusätzlich müssen externe Faktoren, welche das Immunsystem stimulieren, hinzukommen. Man vermutet, dass vor allem eine Infektion - also die Ansteckung durch körperfremde Krankheitserreger wie Viren und Bakterien- als Auslöser infrage kommt. So kommt es häufig vor, dass der Morbus Bechterew aus einer reaktiven Arthritis hervorgeht. Hierunter versteht man eine Gelenkentzündung, die als Autoimmunreaktion auf einen Infekt in einer anderen Körperregion - wie etwa dem Darm oder der Blase - auftritt.

Äußere Einflussfaktoren

Außerdem wird in der Forschung diskutiert, ob Einflüsse wie körperliche Belastung, Ernährung, Rauchen, Kälte und Nässe oder seelische Belastungen den Ausbruch des Morbus Bechterew- oder die Symptome lediglich nachträglich verschlimmern. Die genannten Faktoren und ihr möglicher Einfluss sind nicht abschließend geklärt, weswegen Wissenschaftler und Ärzte hier bis heute keine finale Aussage treffen können. Sicher ist jedoch: Morbus Bechterew ist in keinem Fall ansteckend- und Rauchen z.B. ist bei autoimmunen Erkrankungen in der Regel grundsätzlich kontraproduktiv, weil es die Entzündungsaktivität anfacht.

Krankheitsverlauf des Morbus Bechterew

Typische Charakterisitika

Um die Auswirkungen des Morbus Bechterew auf den Körper einordnen oder eine Diagnose beschleunigen zu können,ist es wichtig, die typischen Charakteristika sowie die verschiedenen möglichen Krankheitsstadien zu kennen. Diese schauen wir uns im Folgenden an

Schleichender Beginn der Symptomatik

Der Morbus Bechterew beginnt meistens mit uneindeutigen Beschwerden, die - sowohl von den Betroffenen, als auch von den behandelnden Ärzten - mit Muskelverspannungen oder einem Bandscheibenvorfall verwechselt werden können. Die auftretenden Rückenschmerzen bezeichnet man als unspezifische Rückenschmerzen, da ihnen kein auslösendes Ereignis wie ein Unfall oder das Heben einer schweren Last vorausgeht.

Schwierigkeit der Diagnosestellung

Neben dem Morbus Bechterew, der in erster Linie die Wirbelsäule betrifft, gibt es wie bereits weiter oben erwähnt noch andere Formen der Spondyloarthritis - hier sind beispielsweise die Füße oder Ellenbogen entzündet.  Aufgrund der unterschiedlichen Beschwerdebilder ist es entsprechend schwierig, in den Anfangsstadien eine gesicherte Diagnose zu stellen, sodass Betroffene oft viele Jahre warten müssen, bis sie Gewissheit haben. Das liegt auch daran, dass die Symptome nicht immer eindeutig sind und somit auf verschiedene Krankheiten hindeuten können.

In der Regel chronische Verläufe der Erkrankung

Grundsätzlich kann es in jedem Stadium der Krankheit zu einem Stillstand kommen- ohne Entzündungen und weitere Zerstörung oder Verknöcherung von Gelenken. Im glücklichsten Fall heilt der Morbus Bechterew im Frühstadium spontan aus, ohne wesentliche Schäden zu hinterlassen, wobei ein chronischer Verlauf leider deutlich wahrscheinlicher ist. Da sich individuelle Krankheitsverläufe des Morbus Bechterew jedoch so unterschiedlich gestalten können, ist es nicht möglich, den Verlauf der Erkrankung zu pauschalisieren. 

Unterschiedliche intensive Verlaufsformen bei Morbus Bechterew

Bei aggressiv verlaufenden, unbehandelten Formen kann es leider zu starken Beeinträchtigungen, z.B. durch Verknöcherungen der Wirbelsäule, kommen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass eine aggressive Symptomatik auftreten muss! Patienten können mit dem Morbus Bechterew auch vergleichsweise beschwerdearm leben. 

Früher Therapiebeginn und Therapietreue entscheidend für einen milderen Verlauf

Das oberste Gebot bei der Behandlung von Morbus Bechterew und anderen entzündlich-rheumatische Erkrankungen lautet allgemein:

So früh wie möglich aktiv werden! Ein früher Therapiestart ist entscheidend für den Erfolg und Funktionserhalt. Sowohl die medikamentöse Therapie, als auch andere Einflussfaktoren wie Bewegung, Ernährung und ein gutes Selbstmanagement sind wichtige Stellschrauben.

Typische Krankheitsstadien des Morbus Bechterew

Frühstadium - nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis

Im Frühstadium sind in der Regel Beschwerden wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und erhöhte Temperaturen zu beobachten. Das kennzeichnendste Symptom ist hier der tiefsitzende, oftmals ausstrahlende Rückenschmerz, der zumeist tief in der Lendenwirbelsäule sitzt. Während des Frühstadiums ist in der Regel von der nicht-röntgenologischen axialen Spondyloarthritis die Rede. Strukturelle Veränderungen an den Wirbeln liegen zu dem Zeitpunkt noch nicht vor. Die entzündlichen Veränderungen der Wirbelsäule sind nur mittels einer Kernspintomographie nachweisbar.

Fortgeschrittenes Stadium - röntgenologische axiale Spondyloarthritis (Morbus Bechterew im eigentlichen Sinne)

In diesem Stadium ist es bereits zu ersten strukturellen Veränderungen gekommen, die sich per Röntgenbild nachweisen lassen. Zusätzlich zu Schmerzen in den unteren Rückenregionen, können Schmerzen in höher gelegenen Wirbelsäulenabschnitten auftreten, zum Beispiel im Bereich der Brustwirbelsäule. Neben den bereits bestehenden Beschwerden kommt es zu Bewegungseinschränkungen -vor allem an der Wirbelsäule. Beginnend am Kreuzbein greifen Entzündungen und Verknöcherungen im weiteren Verlauf auf die Lendenwirbelsäule, die Brustwirbelsäule und die Halswirbelsäule über.

Spätstadium - Ankylose

Die Wirbelsäule hat sich inzwischen nahezu vollständig versteift. Schmerzen, hervorgerufen durch die Entzündung an der Wirbelsäule, treten eher zurück. Muskelschmerzen, bedingt durch Gelenkverformungen in der Hüft- oder Brustregion, können für Betroffene immer belastender werden. Die Rückenmuskulatur bildet sich zurück und Brüche der Wirbelkörper durch eine bereits im Frühstadium einsetzende Osteoporose sind möglich. Die Körperhaltung wird zunehmend gebeugter und die Atmung fällt schwer. Ganz wichtig ist, an dieser Stelle noch einmal zu erwähnen: Das Erreichen des Spätstadiums lässt sich häufig hinauszögern oder sogar ganz verhindern. Wir erinnern uns- eine frühe Therapie ist hierbei entscheidend.

Folgen und Begleiterkrankungen

In Folge des Morbus Bechterew treten häufig Begleiterkrankungen auf, welche wir uns jetzt genauer anschauen möchten. Vorab ist es wichtig zu erwähnen, dass diese Begleiterkrankungen mitunter belastender sein können, als die eigentliche Grunderkrankung. Daher solltest Du besonders gut auf erste Anzeichen achten und auftretende Symptome zügig ärztlich abklären lassen.

Entzündungen der Organe

Als systemische Erkrankung kann sich der Morbus Bechterew auch auf die Organe auswirken. Dazu zählen unter anderem Lunge, Herz, Nieren oder das Nervensystem. Auch die entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa sowie die Hauterkrankung Psoriasis (Schuppenflechte) treten bei Morbus-Bechterew Patienten häufiger auf, als bei Gesunden. 

Osteoporose

Patientinnen und Patienten mit Morbus Bechterew erkranken insbesondere im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung häufig zusätzlich auch an Osteoporose. Bei dieser Knochenstoffwechselerkrankung kommt es zum Abbau der Knochensubstanz - die Dichte der Knochenmasse und damit die Stabilität der Knochen sinkt. Infolgedessen kann es zu schmerzhaften Knochenbrüchen kommen. Ob Dein Risiko erhöht ist und Informationen zu möglichen vorbeugenden Maßnahmen solltest Du bei deinem Arzt erfragen.

Fibromyalgie

Viele Morbus Bechterew Patienten entwickeln zusätzlich zu ihrer Grunderkrankung eine Fibromyalgie - wörtlich übersetzt "Faser-Muskel-Schmerz" - als Folgeerkrankung. Das Fibromyalgie-Syndrom geht primär mit Schmerzen besonders an Muskelansätzen einher, wobei keine Entzündung feststellbar ist. Die Erkrankung kann sich allerdings auch auf andere Bereiche auswirken (beispielsweise auf den Darm). Es handelt sich nach derzeitigem Wissensstand um eine Schmerzverarbeitungsstörung. Die Deutsche Schmerzgesellschaft nennt Rücken, Arme und Beine als häufig betroffene Körperregionen. Sogenannte tender-points - besonders häufig betroffene Muskelansätze - werden hier zur Diagnosestellung herangezogen.

Augenentzündungen

Bei rheumatischen Erkrankungen sind oft auch die Augen in Form einer Uveitis, also Entzündung der mittleren Augenhaut, betroffen. Rund 40 Prozent der Patientinnen und Patienten mit Morbus Bechterew erleiden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine solche Entzündung. Rote Augen, Lichtempfindlichkeit, Druckgefühl und vermehrter Tränenfluss sowie Schmerzen deuten auf eine Uveitis hin. In Verbindung mit dem Morbus Bechterew betrifft sie normalerweise nur ein Auge und dauert meist nicht länger als drei Monate. Sie neigt jedoch zur Wiederkehr und kann bei einer Chronifizierung im schlimmsten Fall zur Erblindung führen. Ungewöhnlich gerötete Augen sollten daher immer möglichst frühzeitig ärztlich geklärt werden.

Herz Kreislauf Erkrankungen

Patientinnen und Patienten mit Morbus Bechterew haben ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko, da die chronischen Entzündungen den gesamten Körper schwächen und daher auch Herz & Gefäße schädigen können. Weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht oder erhöhte Blutfettwerte sollten daher minimiert sowie im Ernstfall rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind deshalb eine wichtige Maßnahme, um fit zu bleiben.

Krebserkrankungen

Darüber hinaus ist bei einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung insbesondere das Risiko, an Knochenkrebs, Darmkrebs, Prostatakrebs oder Blutkrebs zu erkranken, erhöht. Dies heißt jedoch keinesfalls, dass diese Erkrankungen auch auftreten müssen. Entsprechende Warnsignale sollten jedoch ernst genommen und frühzeitig abgeklärt werden.

Psoriasis

Eine weitere Begleiterkrankung, die oftmals in Verbindung mit dem Morbus Bechterew auftritt, ist die Psoriasis, auch als Schuppenflechte bekannt. Beschwerden können teilweise noch vor dem Ausbruch des Morbus Bechterew auftreten, aber auch im weiteren Krankheitsverlauf hinzukommen. Die Psoriasis macht sich vor allem durch rötliche, schuppende und juckende Hautveränderungen bemerkbar und kann ähnlich wie der Morbus Bechterew in Schüben auftreten. Solltest Du die beschriebenen Symptome an Dir bemerken, solltest Du einen Dermatologen aufsuchen und darüber hinaus mit Deinem Rheumatologen sprechen, um eine Psoriasis Arthritis, eine weitere rheumatische Erkrankung mit starken Parallelen zum Morbus Bechterew, auszuschließen und so eine angemessene Therapie zu erhalten.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Zusätzlich zu den bereits genannten Begleiterkrankungen kann der Morbus Bechterew von chronisch- entzündlichen Darmerkrankungen begleitet werden. Diese haben ihren Ursprung ebenso in einer Fehlschaltung des Immunsystems, welches körpereigenes Gewebe angreift (autoimmun bedingte Erkrankung). Hierbei handelt es sich vor allem um Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Beim Morbus Crohn kann der ganze Darm-Trakt befallen sein. Die Darmwand ist entzündet und es kann zu Vernarbungen mit Engstellen und Fisteln (Verbindungen vom Darm zu Haut und anderen Organen) kommen. Bei der Colitis ulcerosa ist vorwiegend der Dickdarm betroffen und die Schleimhaut entzündet. Bei lange anhaltenden Darmbeschwerden - insbesondere bei blutigen Durchfällen- sollte entsprechend dringend der Rheumatologe oder Hausarzt hinzugezogen werden.

Ängste und Depressionen

Eine Erkrankung wie der Morbus Bechterew kann viel Energie kosten und besonders lange, intensive Krankheitsphasen können sich auch durch Depressionen bemerkbar machen.  Diese lassen sich zum einen auf durch die Erkrankung verursachte Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zurückführen. Darüber hinaus können im Körper aktive Entzündungen psychische Probleme begünstigen. Mögliche Anzeichen für eine Depression sind ständige Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Reizbarkeit oder auch Schlafstörungen. Diese Komorbidität ist häufig anzutreffen- und definitiv kein Grund, sich zu schämen. Wenn auch Du ähnliche Probleme bei dir feststellst, scheu Dich bitte nicht, Dich vertrauensvoll an Deinen Hausarzt oder Rheumatologen zu wenden. Du bist nicht allein und auch hier gilt: Eine frühestmögliche Therapie ist wichtig!

Wichtig

Wir wissen, dass all die verschiedenen Erkrankungen, die mit dem Morbus Bechterew einhergehen können, erst einmal ganz schön bedrohlich wirken und ein mulmiges Gefühl im Bauch hinterlassen. Umso wichtiger ist es, hier bei entsprechendem Verdacht frühzeitig zu reagieren. Außerdem kannst Du durch eine gute Therapie und einen gesunden Lebensstil einiges dafür tun, den Ausbruch von Begleiterkrankungen sowie deren Umfang möglichst gering zu halten.

Ausblick auf die Behandlung des Morbus Bechterew

In diesem Artikel haben wir einen ersten Überblick auf das Krankheitsbild des Morbus Bechterew mit seinen Symptomen, Ursachen, verschiedenen Verlaufsformen und möglichen Begleiterkrankungen gelegt. In einem weiteren Artikel gibt es tiefgreifende Informationen zu den bestehenden Behandlungsmöglichkeiten.

Quellen

DocCheck (2020): Spondylitis Ankylosans, https://flexikon.doccheck.com/de/Spondylitis_ankylosans, zuletzt abgerufen am 24.12.2023

Rheuma Liga Schweiz (2021): Morbus Bechterew, https://www.rheumaliga.ch/rheuma-von-a-z/morbus-bechterew, zuletzt abgerufen am 24.12.2023

Zum Autor: Matthias Diener ist seit seinem 19. Lebensjahr von Rheuma betroffen. Als zertifizierter Patient Expert und Fachmann für digitale Gesundheit möchte er Wissen rund um rheumatische Erkrankungen patientenverständlich aufbereiten und Patienten bei dem Zugang zu digitalen Angeboten unterstützen.

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