Osteoporose bei Rheuma - Die Zusammenhänge

Porröser Boden als Symbolbild für Osteoporose bei Rheuma

Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um rein informativen Inhalt. Die Informationen ersetzen zu keinem Zeitpunkt eine ärztliche Behandlung und Beratung. Entscheidungen bzgl. Medikation und Therapie müssen unbedingt ärztlich abgesprochen werden.

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen sind häufig die Ursache für eine sekundäre Osteoporose. Diesen Begriff verwenden Mediziner, wenn durch eine andere Grunderkrankung Knochenschwund ausgelöst wird. Welche Zusammenhänge zwischen Osteoporose und bei Rheuma bestehen, woran man sie erkennt und was man tun kann, um vorzubeugen, erfahrt Ihr in diesem Blogpost.

Warum tritt Osteoporose bei rheumatischen Erkrankungen besonders häufig auf?

Um zu verstehen, warum Osteoporose besonders bei rheumatischen Erkrankungen gehäuft vorkommt ist es wichtig, die Entstehung von Osteoporose genauer zu betrachten. Knochen sind kein unveränderliches Gewebe, sondern befinden sich permanent im Umbau. So kommt es im alltäglichen Leben beispielsweise regelmäßig zu kleinen Brüchen im Knochengewebe. In solchen Fällen muss der Körper das verletzte Knochengewebe abbauen. Dies geschieht durch sogenannte Osteoklasten. Ist der Defekt abgebaut, wird durch eine andere Zellart, die Osteoblasten, die beschädigte Stelle wieder mit gesundem Knochengewebe aufgefüllt. Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen fördern bestimmte Botenstoffe im Körper nicht nur entzündliche Prozesse, sondern regen auch die Osteoklasten und damit schlussendlich den Knochenabbau an. Die knochenbildenden Osteoblasten kommen daher häufig mit dem Neuaufbau des Knochengewebes nicht mehr nach, weswegen die Knochendichte bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen oft geringer ausfällt und das Risiko für Osteoporose erhöht.

Bei welchen Rheumapatienten tritt Osteoporose gehäuft auf?

Grundsätzlich tritt Osteoporose bei den meisten rheumatischen Krankheitsbildern verstärkt auf. Zu nennen sind hier unter anderem die Rheumatoide Arthritis, verschiedene Formen der Spondyloarthritis, der systemische Lupus erythematodes, aber auch die Riesenzellenarthritis oder die Polymyalgia rheumatica. In welchem Ausmaß der Verlust der Knochenmasse und die damit einhergehende Osteoporose bei Patienten einsetzen, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Ursächlich sind hier vor allem Schwere und Ausprägungsgrad der rheumatischen Entzündungen, sowie das Alter der Betroffenen. Erkranken Patienten beispielsweise in jungen Jahren und besitzen zu diesem Zeitpunkt noch eine stabile Knochensubstanz, so treten osteoporöse Erscheinungen in der Regel erst im weiteren Krankheitsverlauf auf. Bricht eine rheumatische Erkrankung hingegen erst im hohen Alter aus, kann der Weg in die Osteoporose deutlich schneller verlaufen.

Osteoporose-Risikofaktoren bei Menschen mit Rheuma

Neben einer erhöhten Entzündungsaktivität sowie dem Alter kann die medikamentöse Behandlung mit Kortison die Entstehung einer Osteoporose begünstigen. Kortison kann je nach Krankheitsbild zwar eine wichtige Rolle bei der Entzündungshemmung und Schmerzlinderung spielen, sich jedoch auch negativ auf das Knochenbild auswirken. So stimulieren besonders zu Beginn der Therapie kortisonhaltige Medikamente den Knochenabbau und können langfristig zusätzlich den Knochenaufbau unterdrücken. Die Folge ist in solchen Fällen ein starker und schnell voranschreitender Knochenschwund. Ein weiterer Risikofaktor stellt bei Rheumatikern die häufig eingeschränkte Mobilität dar. So vermeiden Patienten wegen ihrer rheumabedingten Schmerzen häufig Bewegung und eine Stimulation der Knochen. Dies kann die Widerstandsfähigkeit der Knochen zusätzlich reduzieren und das Entstehen einer Osteoporose begünstigen.

Symptome

Oftmals erkennen Rheumatiker erst spät, dass sie neben ihrer rheumatischen Grunderkrankung auch von Osteoporose betroffen sind, da typische Symptome meist erst dann auftreten, wenn die Osteoporose bereits fortgeschritten ist.

Aufmerksam werden sollte man, wenn plötzlich starke Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule, der Knie oder der Hüfte auftreten. Auch Knochenbrüche bei vergleichsweise schwachen äußeren Einflüssen können auf eine Osteoporose hindeuten.

Solche Brüche können auftreten, wenn die Knochendichte sich bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf schon stark verringert hat und die Knochen den Belastungen des Alltags nicht mehr richtig standhalten können. Bei fortgeschrittener Osteoporose kann es darüber hinaus zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule kommen. Typisch sind hier ein Rundrücken und im fortgeschrittenen Stadium ein Buckel. Die Verkürzung der Wirbel führt oft zu starken Schmerzen.

Diagnose

Zur Risikobestimmung und der Diagnose von Osteoporose empfiehlt sich bei Rheumapatienten nach ärztlicher Absprache die sogenannte Knochendichtemessung. Diese erfolgt mittels einer Röntgenuntersuchung.Bei einer Knochendichtemessung wird der sogenannte T-Wert (T-Score) ermittelt. Er beschreibt die Abweichung von der durchschnittlichen Knochendichte eines gesunden, geschlechtsgleichen 30-jährigen Menschen. Je nach Abweichungsgrad wird von von verringerter Knochendichte (Osteopenie) oder Osteoporose gesprochen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt eine Osteoporose vor, wenn der T-Wert unter 2,5 fällt (≤ –2,5). Weicht der T-Wert um mehr als 1 nach unten ab, (T-Score < – 1), so liegt eine Osteopenie vor.

Wie können Menschen mit Rheuma einer Osteoporose vorbeugen?

Um das Risiko, an Osteoporose zu erkranken, zu reduzieren, gibt es für Menschen mit Rheuma verschiedene Möglichkeiten. Oberste Priorität hat hierbei, die durch die Grunderkrankung verursachten Entzündungen in den Griff zu bekommen und so die osteoporosefördernden Botenstoffe der Entzündungszellen zu reduzieren. Entscheidend ist hierbei, dass Patienten auf ein langfristig wirksames Medikament, eine sogenannte Basistherapie, eingestellt sind und Entzündungen langfristig unterdrückt werden können.

Neben der richtigen medikamentösen Einstellung spielen auch Sport und Bewegung bei der Osteoporose-Prävention eine wichtige Rolle. So sollten Rheumapatienten bereits frühzeitig ihre Knochen durch sportliche Aktivität und Bewegung stärken, um widerstandsfähiger zu bleiben. Regelmäßige Spaziergänge, Radfahren oder Krafttraining können hier darüber hinaus auch die Muskulatur stärken, die Gelenke beweglich halten und das Sturzrisiko senken.

Neben einem sportlich aktiven Lebensstil ist auch eine kalziumreiche Ernährung wichtig, um Osteoporose vorzubeugen oder den Verlauf einer bestehenden Erkrankung abzumildern. Kalziumquellen können unter anderem Mineralwasser mit einem hohen Kalziumanteil, Eier, Hülsenfrüchte und Nüsse, grünes Gemüse wie Grünkohl, Fenchel, Spinat und Brokkoli, Kräuter sowie fettarme Milchprodukte wie Milch, Joghurt oder Käse sein. Damit der Körper das Kalzium aufnehmen und in die Knochen weiterleiten kann, ist darüber hinaus eine gute Versorgung mit Vitamin D notwendig. 80 bis 90 Prozent des Vitamin-D Bedarfs bildet der Körper selbst, wenn die Haut mit Sonneneinstrahlung in Berührung kommt. 10 bis 20 Prozent nimmt man über die Nahrung auf, etwa über Fische wie Makrele, Hering, Thunfisch und Lachs oder über Eier und Pilze.

Hinweis: Dieser Artikel stellt lediglich einen groben Überblick zum Thema Osteoporose dar und ersetzt zu keinem Zeitpunkt eine vollumfängliche ärztliche Beratung.

Quellen

  • Deutsche Rheuma-Liga e.V.
  • Zeitschrift für Rheumatologie, 25.3. 2019, 78:249-254
  • Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.
  • Berufsverband Deutscher Internisten
  • Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Zum Autor: Matthias Diener ist seit seinem 19. Lebensjahr von Rheuma betroffen. Als zertifizierter Patient Expert und Fachmann für digitale Gesundheit möchte er Wissen rund um rheumatische Erkrankungen patientenverständlich aufbereiten und Patienten bei dem Zugang zu digitalen Angeboten unterstützen.

Matthias Diener
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